Eine internationale Aktion zu Lande, zu Wasser und in der Luft mit Hanne Hiob unter der Schirmherrschaft der Träger der Carl-von-Ossietzky-Medaille Esther Bejarano, Peter Gingold und Martin Löwenberg anläßlich des 61. Jahrestags der Befreiung vom Hitlerfaschismus

Samstag, 13. Mai

15 Uhr BERLIN: Reichstag

(hinten am Reichstagufer)

19 Uhr POTSDAM: Nauener Tor

(bringt alle Kofferradios mit)

Sonntag, 14. Mai

11 Uhr POTSDAM: Glienicker Brücke

(Grenzbrücke)

15 Uhr POTSDAM: beim Glockenspiel

(Dortu-Str.)

Von München nach Potsdam
oder:
Denk ich an Deutschland in der Nacht ...

Erklärung der Münchner Teilnehmer
an dem Alarm in der Karfreitagsnacht in Potsdam

Eine Nacht, nachdem in Potsdam mit einem Probealarm an die Bombardierung Potsdams unter dem Motto "Denk ich an Deutschland in der Nacht..." erinnert wurde und so die Erfüllung der Aufgaben des Potsdamers Abkommens von 1945 angemahnt wurde, wurde ein Potsdamer mitten auf den Straßen Potsdams brutal niedergeschlagen, weil er zu wenig arisch aussah.

Wäre das Potsdamer Abkommen von 1945 ernsthaft umgesetzt worden - was in der DDR während ihrer Existenz auch der Fall war und nur durch die Angliederung an die BRD wieder aufgehoben wurde -

- wäre ernsthaft jede faschistische Organisation aufgelöst und jede nazistische und militaristische Propaganda unterbunden worden, statt ihre Ausbreitung im Osten mit viel Personal und Geldern vom Innenministerium überhaupt erst zu ermöglichen

- wäre ernsthaft alles daran gesetzt worden, das deutsche Volk wirklich davon zu überzeugen, dass es eine totale militärische Niederlage erlitten hat und dass es sich nicht der Verantwortung dafür entziehen kann, statt den Chauvinismus mit weltweiten Bundeswehreinsätzen und "Du bist Deutschland"-Parolen zu forcieren

- wären auch in der BRD die "4Ds" zur Grundlage des Wiederaufbaus gemacht worden, Denazifizierung, Demilitarisierung, Demonopolisierung und Demokratisierung statt den größten Kriegsverbrechern der Erden Fabriken, Ämter und Würden zu lassen

so wäre der Mordanschlag der Osternacht in Potsdam nicht das, was er furchtbarerweise ist: Einer von inzwischen ungezählten Anschlägen auf Leib und Leben nichtarisch Aussehender in Deutschland.

Wir stellen fest:
Die Erinnerung an die nicht erfüllten Aufgaben des Potsdamer Abkommens ist lebensnotwendig und die Versuche von Schönbohm-Schäuble und Co, stattdessen diesen Mordversuch der DDR in die Schuhe zu schieben, sind erbärmlich.

Es ist offensichtlich:
Nicht Potsdam ist nach München, sondern München nach Potsdam gekommen.

Wenn in der einstigen Hauptstadt der Bewegung inzwischen fast monatlich offenste Nazis in der Fußgängerzone agieren, wenn sie auf ihrer Internetseite Hitler als den größten Deutschen feiern und die nächsten 15 Jahre am 8. Mai auf dem Marienplatz und am 9. November vor der Feldherrnhalle demonstrieren und am 2. Juni mit widerlichsten rassistischen Parolen für die Blond- und Blauäugigen durch die Straßen ziehen werden, so ist das nicht eine späte Sumpfblüte der DDR. Es ist die logische Folge einer 60 Jahre lang verfolgten bundesdeutschen Politik.

Wir stellen weiter fest:
Wenn Schäuble im gleichem Atemzug alle Menschen ohne deutschen Pass zu potentiellen Mördern an Blond- und Blauäugigen erklärt, zeigt dies, wes Geistes Kind der höchste Verantwortliche der BRD für Polizei, Verfassungsschutz (und wenn es nach seinem Willen geht auch für Einsätze der Bundeswehr im Innern) ist. Das ist dabei kein Ausrutscher, sondern die gleiche Geisteshaltung, mit der Stoiber und Beckstein in Bayern demjenigen die Einbürgerung verweigern wollen, die auch nur den geringsten Kontakt mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten haben oder hatten.

Wir erklären:
Die internationale Antikriegsaktion "Das Begräbnis oder die Himmlischen Vier" am 13./14. Mai in Berlin und Potsdam, zu deren Vorbereitung der Potsdamer Karfreitags-Alarm diente, ist für uns wichtiger denn je.

München, im April 2006
Die Münchner Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dem Probealarm in Potsdam