Wo war der Zug zu sehen

Dienstag, 10. Mai 2011 - Von Dresden nach Prag

Die zwei Gesichter der Tschechischen Republik

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Der Aktionszug „Klassenkampf statt Weltkrieg“ überquert am Mittag des 10. Mai die Grenze zur Tschechischen Republik. Begrüßt wird er von tschechischen und deutschen Antikriegskämpfern. Mit ihnen hält er eine Kundgebung am Denkmal für die tschechoslowakischen Grenzsoldaten, die immer und immer wieder die Souveränität der Tschechoslowakei gegen den deutschen Okkupanten verteidigten. Es sprechen ein Vertreter der Stadt Dubi, Gerd Hommel vom Revolutionären Freundschaftsbund, Unterstützer von „Klassenkampf statt Weltkrieg“. Oberst a.D. Kathert berichtet von der Klassen- und Waffenbrüderschaft zwischen DDR- und tschechoslowakischen Grenzsoldaten, die begründet wurde, als die souveräne DDR noch bestand und keine Bundeswehr, sondern eine Arbeiter- und Bauernarmee an dieser Grenze stand. Die Völker Osteuropas schliefen sicherer damals.

Dann sehen wir zwei Gesichter der Tschechischen Republik. Die Tschechische Republik, wie sie vor allem vom deutschen Imperialismus unterworfen wurde: zerstörte Fabriken und eine Landwirtschaft, die einst 16 Millionen ernährte und jetzt gelb blüht vom Raps für Biosprit. Eine Republik der Willkür, die dem Aktionszug einen Auflagenbescheid einbrachte, der alles verbot, was diese Demonstration mit Kunstcharakter ausmachte. Der den Zug stumm machen und ihm die Lautsprecher verbieten wollte. Der die Darsteller von den Wagen verbannen wollte usw. usf.

Und wir sahen das andere Gesicht. Das zeigt, wie schnell auch diese Willkür umgedreht werden kann. So klein die Einheit von Antikriegskämpfern aus der BRD, der annektierten DDR und der Tschechischen Republik noch ist – sie setzte sich durch und den gesamten Auflagenbescheid außer Kraft. Der Aktionszug fuhr durch Prager Arbeiterviertel und hielt seine Kundgebung auf dem Platz, den die Stadt Prag und ihr Polizeipräsident ihm nicht geben wollte. Und dort sprachen Vertreter dieser Einheit: Aktionsbüro „Das Begräbnis oder DIE HIMMLISCHEN VIER“, der Kommunistische Jugendverband, der Klub der tschechischen Grenzlande, Soldaten gegen den Krieg und Jungkommunistenverband der Tschechoslowakei.

Die Teilnehmer am Zug und die tschechischen Mitkämpfer saßen noch lange beisammen. Es soll und darf nicht die letzte gemeinsame Aktion des Klassenkampfs gegen den Weltkrieg gewesen sein!

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Montag, 9. Mai 2011 - Von Leipzig nach Dresden

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"Hier stehe ich, ich kann nicht anders", zitiert ein Redner des Aktionszugs, Thomas Schmitz-Bender, den Mann Martin Luther, dessen Denkmal auf dem Neumarkt in Dresden steht. Ja, wir können nicht anders, als vom Klassenkampf zu reden. Davon spricht Gerwin Goldstein, seit über 30 Jahren Arbeiter bei Daimler Bremen. Davon spricht Tanja Wedel für den Jugendaktionsausschuß – Notstand der Republik. Denn wozu führt es, wenn der Klassenkampf nicht geführt wird? Ihn nicht zu führen, hat die Annexion der DDR ermöglicht, ihn nicht zu führen führt zu Hartz IV genauso wie zu immer neuen Kriegen. "Wir, die Jugend des Aktionsausschusses – wir haben beschlossen, den Kampf für unsere Zukunft aufzunehmen."

Wir wollen nicht, so Kattrin Kammrad für die Freie Deutsche Jugend, wieder erst wie 1945 von den Arbeitern anderer Länder befreit werden. Diesmal wollen und müssen wir die Kriegstreiber vor dem Krieg bezwingen.

Willkür statt bürgerliches Recht – auch das ist Kriegsvorbereitung. Auch für Dresden war der Auflagenbescheid für die Manifestation von "Klassenkampf statt Weltkrieg" die reine Willkür. Nichts war erlaubt, von Kunst- genausowenig die Rede wie von Demonstrationsfreiheit. Wieder wurden die Einschränkungen vor den Gerichten weggekämpft. Man muß das tun als Antifaschist, Kämpfer gegen den Krieg, Demokrat. Wer die Gerichte nicht anruft gegen die Willkür des reinen Gewaltenapparats, der gibt das bürgerliche Recht selbst preis, der gibt die bürgerliche Gewaltenteilung preis, - die freilich nicht unser hehres Ziel ist, sondern überwunden werden wird; dann aber von der Mehrheit im Interesse der Mehrheit. Und bis dahin werden wir jeden Fußbreit der wenigen bürgerlichen Rechte und Freiheiten auch mit juristischen Mitteln immer verteidigen.

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Sonntag, 8. Mai 2011 - 66. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus

Von der terroristischen Gefahr des Kampfs gegen den Krieg

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Der Aktionszug „Klassenkampf statt Weltkrieg“ beginnt seine Fahrt am Karl-Liebknecht-Haus und hält seine erste Kundgebung am Reichstag. Thomas Schmitz-Bender spricht. Von der Tschechoslowakei als dem letzten Opfer der deutschen Aggression vor dem 2.Weltkrieg, von Polen als dem ersten Opfer mit dem Ausbruch des deutschen Kriegs. Vom „Frieden“ des Münchner Diktats von 1938, einem Frieden, der zum Krieg führte. Die Route des Zugs über die bereits annektierte DDR, durch die Tschechische Republik und Polen ist eine Route der Erinnerung und der Warnung.

Und jeder vor dem Reichstag, der diese Rede hörte, hatte eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen müssen. Denn: Wenn das Volk in das „dem deutschen Volke“ gewidmete Haus oder in seine Nähe will, wird es durchsucht. Die Damen und Herren Parlamentarier sollen ihre Kriegsbeschlüsse wirklich gut geschützt fällen.


Zwischen schnell aufgeputzten Fassaden, verrammelten Häusern und Biosprit-Anbauflächen, durch eine leer, stumm und entvölkert wirkende DDR nach Leipzig. Nur in Bitterfeld, einst freilich viel größer, ist vom deutschen Monopolkapital einiges auf den neuesten Stand gebracht. Aber, wie uns ein Begleitpolizist sagte: Schließlich ist das ja Kriegsproduktion.

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In Leipzig Kundgebung vor der Nikolaikirche, Ausgangspunkt der Montagsdemonstrationen der Annexion, in denen aus „Wir sind das Volk“ so gar schnell „Wir sind ein Volk“ gemacht wurde und die Reichskriegsflagge auftauchte. Es sprechen Julia Nanninga und Jochen Kohrt, Arbeiter, Betriebsräte bei Daimler Bremen, ein Vertreter der SDAJ Leipzig und Anita Trensch für die Freie Deutsche Jugend. Daß sie sprechen konnten – auch das mußte juristisch erkämpft werden. Der profane Kampf der Arbeiter und der Jugend um den Frieden und gegen den Krieg, „Klassenkampf statt Weltkrieg“ sollte die Besucher eines Gottesdienstes in ihrer Andacht nicht stören – so der erste Auflagenbescheid. Religionsfreiheit und Kunstfreiheit sind gleichberechtigte Rechte des Grundgesetzes. Daß in der einst so sehr auf sich und so wenig auf höhere Mächte vertrauenden DDR heute die Religionsfreiheit der Freiheit der Kunst vorangestellt werden soll – auch das ist die Annexion. Davor rettet uns kein höheres Wesen. Sondern nur der Klassenkampf.

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