Wo war der Zug zu sehen

Montag, 16. Mai 2011 - Von Poznań nach Bydgoszcz

Eine unsichtbare, aber lehrreiche Grenze – Ein Bürgermeister gegen den Krieg – Der anderen Völkern nützliche Freiheitswillen des polnischen Volks

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Gestern überfuhr der Aktionszug "Klassenkampf statt Weltkrieg" eine Grenze, unsichtbar zwar, aber von hoher historischer Bedeutung: bei Trziel fuhr er in das Gebiet des sogenannten "polnischen Korridors" ein, der vor dem 2. Weltkrieg Polen zugestanden worden war, als Zugang zur Ostsee, und der Preußen teilte. Dieser Korridor war ein ständiger Pfahl im Fleisch des Junkerregimes des deutschen Militarismus, und mit zunächst gemäßigt klingenden Forderungen (exterritoriale Auto- und Eisenbahn durch den Korridor) schaukelte die faschistische Hitlerregierung den Konflikt darüber mit Polen hoch, bis sie ihn zum Anlaß nehmen konnte für die kriegerische Auseinandersetzung, die den verheerenden 2. Weltkrieg eröffnete.

Man kann daraus einiges lernen, wie Kriege gemacht werden.

Auf der gestrigen Kundgebung in Poznan spricht zum ersten Mal ein Genosse der Kommunistischen Partei Polens: von der Gefahr für das Land, das vom Expansionsstreben der deutschen Monopole und ihrem Staats ausgeht. Der Genosse wird wieder zum Zug stoßen und uns den Rest der Fahrt begleiten. Ein weiterer Genosse der KP sitzt seit dem Morgen des 16.5. mit auf dem Wagen der aufmüpfigen Jugend. Nun sind es zwei, und morgen werden es noch mehr sein.

Auf der Kundgebung spricht ein Zuschauer unseren Flugblattverteiler an: "Macht Ihr das auch in Deutschland?" Als das bejaht wird: "Ihr müßt das unbedingt im eigenen Land auch machen! Das ist sehr wichtig!"

Eine Gruppe Jugendlicher. Einer holt 15 Flugblätter für seine Freunde. Als er es gelesen hat, entreißt er der Flugblattverteilerin die Spendendose und geht bei seinen Freunden für "Klassenkampf statt Weltkrieg" sammeln. Viel haben sie nicht. Aber wie wertvoll ist ein jeder so gegebene Zloty des Volks!

Fahrt von Poznan nach Bydgoszcz. Ein Bürgermeister eines Orts an der Strecke, in Kczynia, erklärt unseren Verteilern, daß er die Antikriegsaktion für ausgezeichnet hält. Als er erfährt, dass wir auf derselben Strecke zurückkommen, bittet er den Aktionszug, ein wenig Zeit für einen kleinen Empfang durch seine Gemeinde einzuplanen.

Kundgebung in Bydgoszcz: Roman Münzer spricht, danach legen die Mitkämpfer von "Klassenkampf statt Weltkrieg" ein Blumengebinde am Denkmal für 40 Widerstandskämpfer nieder, die am 9. und 10. September 1939 auf Befehl der deutschen Militärkommandantur auf dem Stary Rynek erschossen wurden – als Warnung für alle, die es ihnen gleichtun sollten. Es hat nichts genutzt gegen den Freiheitswillen der polnischen Arbeiter und des Volks. Und weil nur ein Volk, das um die eigene Freiheit kämpft, den anderen Völkern zur Befreiung helfen kann, kann Helge Sommerrock vor dem Denkmal sagen: "Wir danken den Sowjetsoldaten. Und wir danken dem polnischen Widerstand. Auch er hat es ermöglicht, daß wir befreit wurden."

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Sonntag, 15. Mai 2011 - Von Słubice nach Poznań

Kundgebung in Poznań

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Samstag, 14. Mai 2011 - Słubice – Frankfurt/Oder – Słubice

Auch der kleinste Schritt der Verteidigung von Polens Souveränität ist nicht der Kampf eines einzigen Tages

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Gestern, am 13. Mai, bricht die deutsche Polizei das Abkommen, das mit der polnischen Polizei am 12.5. in Zittau geschlossen wurde. Bei Chlebowo, kurz vor der Überfahrt über die Oder, ist wieder deutsche Polizei mit Hoheitsabzeichen am Zug. Sie wird verjagt, und mag der eine Polizist noch sagen, er sei für den Zug und Abgeordneter der Partei DIE LINKE – er hört erst recht nichts anderes als: "Haut ab! Ihr habt hier nichts zu suchen!" Sie fahren tatsächlich ab.

Also wieder juristische Mittel eingelegt, wieder im Plenum die Taktik beraten. Vielleicht brauchen wir unsere Transparente und Flugblätter gegen die Annexionspolizei doch noch. Wir bleiben dabei: Keinen Meter mit deutscher Polizei auf polnischem Staatsgebiet!

Heute erreichen wir erneut die Zusage, dass zumindest in Slubice – Frankfurt/Oder – Slubice deutsche Polizei uns nicht "auf polnisches Gebiet nacheilt". Wir kämpfen darum, es immer mehr wasserdicht zu machen: Dieser Zug wird nirgendwo auf dem Gebiet anderer Länder von deutscher Okkupantenpolizei begleitet.

In Frankfurt/Oder hält der Zug in der Bischofsstraße seine Kundgebung ab. Anna Busl (SJD – Die Falken) erinnert daran, dass es die DDR war, die die "Brücke der Freundschaft" zwischen Frankfurt/Oder und Slubice wieder aufbaute. Der Staat, der bedingungslos die Oder-Neiße-Friedensgrenze anerkannte. Heute rückt über die Brücke der Staat der deutschen Monopole, der diese Grenze nie anerkannt hat. Heinz Klee, Kommunist aus Frankfurt/Main ("Besser war es und der Frieden sicherer, als die beiden Frankfurt noch in zwei Ländern lagen."): Die Faust in der Tasche zu ballen, nützt nichts. Dieser Zug ist auch ein Symbol für das, was not tut – die Organisierung der Kämpfer gegen Krieg und Ausbeutung. Oder: "Heute seht ihr auf diesem Zug die Attrappe einer V2. Wenn wir den Kampf gegen den Krieg nicht organisiert und einig führen, einig auch mit den Völkern anderer Länder, dann wird diese Rakete in anderer Form zurückkommen und ihr Vernichtungswerk tun, das der deutsche Imperialismus zweimal um des Maximalprofits und des Raubes willen bis zu einem Weltkrieg getrieben hat. Auch das erleben wir: Ein junger Mann weigert sich, ein Flugblatt zu nehmen. "Ohne Krieg wäre ich arbeitslos." Auch so, in den verzweifelten Köpfen von Proleten, werden Kriege vorbereitet und gemacht.

18.30 Uhr, Slubice. Ein Arbeiter bei Daimler in Wörth, Roman Münzer, spricht auf der Abschlußkundgebung des heutigen Tages auf polnisch zu Einwohnern Slubices.

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