Wo war der Zug zu sehen

Freitag, 13. Mai 2011 - Von Zgorzelec nach Słubice

Vom hungrigen und vom bedrohten Leben

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Mehrmals überquert der Aktionszug heute die Grenze zwischen der annektierten DDR und der Republik Polen. In Niesky ein Stopp, in Guben eine Kundgebung am Denkmal für Wilhelm Pieck. Rainer Herth, Vertrauenskörperleiter IG Metall bei manroland Offenbach, Jan Haas (Mitglied der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken) und Helge Sommerrock (Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD) sprechen. Helge Sommerrock erinnert daran, daß Wilhelm Pieck Präsident jenes Deutschland war, das über 40 Jahre hinweg den Frieden in der Welt und besonders in Europa sichern half. Sie ruft die proletarische Jugend auf: "Studiert seine Schriften! Arbeitet in seinem Geist! Und der Frieden wird sicherer sein."

Welch ein Unterschied, ob man sich auf dem Gebiet der annektierten DDR oder in Polen befindet. Im letzten Ausläufer eines bereits vom deutschen Imperialismus annektierten Lands, dem man die Seele herausgerissen hat, das stumm und leer wirkt, aus dem die Menschen wegziehen, wo, wie in Görlitz, die höchste Erwerbslosigkeit in der BRD wie der annektierten DDR herrscht. Oder in einem vom selben deutschen Imperialismus aufs Höchste bedrohten Land, das die Preisgabe aller sozialistischen Errungenschaften ins Elend und den Hunger gebracht hat ("Ich bin nur ein Maurer und mache jede Arbeit", steht in deutsch auf einem Mäuerchen bei Leknnica). Einem Land, in dem die Menschen aber lebendig, neugierig sind. Wie soll der deutsche Imperialismus seine ausgequetschte Bastion der ehemaligen DDR halten gegen diesen neugierigen und quirligen Hunger – wenn er nicht weitergeht, über die bereits annektierte DDR hinaus, das nächste Land auszusaugen und ihm die Seele herauszureißen?

Daß eine Annexion die nächste gebiert, daß diese Menschen in Polen aufs höchste bedroht sind, das ist fast körperlich zu spüren. Genauso: daß wir uns mit allem, was wir vermögen, zwischen dieses hungrige Leben und den deutschen Tod werfen müssen. Und wenn es für zwei Wochen "nur" die Agitation, die Aufklärung, die Warnung und die proletarische Brüderlichkeit ist, die wir mit fünf kleinen historischen Lkws transportieren können. Den Verteilern werden die Flugblätter aus der Hand gerissen, Menschen kommen aus den Häusern, schicken ihre Kinder um noch ein paar Exemplare zu ergattern. Arbeiter deuten mit den Fingern an: "Ich brauche 5 Stück." Was hat man uns nicht erzählt davon, auf welche Eismauer der Ablehnung jeden Gedankens an eine andere Welt, den Sozialismus wir stoßen würden! Eine Lehre: Glaub denen kein Wort, die die Welt nur interpretieren. Glaub nur denen, die sie verändern! Bei Chlebowo setzt der Aktionszug mit der Fähre über die Oder und beendet seine Tagesfahrt für "Klassenkampf statt Weltkrieg!" in Slubice.

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Donnerstag, 12. Mai 2011 - Von Zittau nach Zgorzelec

Verteidigt die Souveränität der Republik Polen!

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Am Abend des 11. Mai teilt die Einsatzleitung der Polizei in Zittau der Leitung des Aktionszugs "Klassenkampf statt Weltkrieg" mit, dass entlang der Grenze auf dem Gebiet der Republik Polen der Zug nicht nur durch polnische, sondern ebenso durch die Okkupantenpolizei der BRD (die Polizei Sachsens) begleitet werde. Das sofort einberufene Plenum der Zugteilnehmer beschließt auf Vorschlag der Zugleitung einstimmig: Keinen Meter werden wir, die wir vor der Zerschlagung polnischer Souveränität durch den Staat der deutschen Monopole warnen; die wir auf unseren Wagen etwa die sofortige Auflösung der verfassungs- und völkerrechtswidrigen Bundespolizei fordern – keinen Meter weit werden wir in bundesdeutscher Polizeibegleitung auf polnischem Gebiet fahren!

Das Vorgehen der deutschen Staatsorgane gibt auch kein europäischer Vertrag her. Denn auch der Vertrag von Prüm begrenzt die „polizeiliche Zusammenarbeit auf die Gebiete der Kriminalität, der „illegalen Migration“, des Schmuggels etc. Nichts davon trifft auf uns zu! Auch der Vertrag von Prüm unterliegt den Europäischen Grundrechten wie Meinungsfreiheit, Demonstrationsfreiheit etc. Es gibt nicht viel Schlaf für die Mitkämpfer des Aktionszugs! Ein Eilantrag vor dem Verwaltungsgericht wird vorbereitet. Transparente werden gemalt: „Sachsen ist nicht Polen. Keine deutsche Polizei in Polen!“ Ein Flugblatt in polnisch und deutsch wird geschrieben. Es soll die Menschen, die an die ersten Kundgebungsorte in Polen kommen, darüber aufklären, daß der Zug nicht zu ihnen kommen wird, gerade weil er seine eigene politische Haltung und Warnung ernst nimmt. Weil er nicht mit Okkupantenpolizei durch ihr Land zu fahren bereit ist. Mit den Transparenten und Flugblättern werden wir auf polnischem Gebiet demonstrieren, um das Volk dort aufzuklären über die Zerschlagung der Souveränität durch deutsche Staatsorgane.

Am Mittag des 12. Mai, Grenze in Zittau. Die Leitung des Aktionszugs verhandelt mit der polnischen Polizei. Nachdem die Sachlage erläutert und vom Eilantrag berichtet wurde, erklärt die polnische Polizei: Wenn der Aktionszug das wünscht, sehen sie von der „Unterstützung“ durch die deutsche Polizei ab. Wir wünschen das wahrlich! Also fährt der Aktionszug „Klassenkampf statt Weltkrieg“ nun doch in die Republik Polen – ohne deutsche Polizei. Dort ist er im Lokalfernsehen im Bezirk Bogatynia auf Laufbändern angekündigt, was viele Menschen an Straßenrand und Fenster lockt. Roman Münzer, Arbeiter bei Mercedes Wörth, in Polen geboren, und Stefan Eggerdinger, Pressesprecher des Aktionszugs, geben dem Fernsehen ein ausführliches Interview. Eine Rentnerin, kommt aus dem Haus und begrüßt den Zug. Sie erzählt davon, wie sie und ihre Bekannten nach Zittau hinter die Supermärkte fahren müssen, um dort überschüssige Lebensmittel mit nach Polen zu nehmen. Die selben deutschen Supermarktketten vernichten nämlich in Polen jeden Abend, was sie am Tag nicht verkauft haben. Über ihren Läden in den Ländern Osteuropas dürfte wirklich nicht ALDI, Lidl oder Penny stehen. Was dort stehen müßte ist: Hunger!

Zurück über Zgorzelec mit vielen winkenden Händen und lachenden Gesichtern nach Görlitz in der BRD, wo der Zug seine Kundgebung hält. Lisa Lorenz, Mitglied der Sozialistischen Jugend – Die Falken und Jochen Kohrt, Arbeiter, Betriebsrat bei Daimler in Bremen sprechen. Jochen Kohrt: Nie habe ich in den Geschichtsbüchern gelesen, daß Bankierssöhne im Krieg gestorben wären. Es sind immer die Arbeiter, die sterben – hüben wie drüben der Grenzen!

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Mittwoch, 11. Mai 2011 - Von Prag nach Zittau

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Der Aktionszug verläßt am Morgen Prag und fährt über Zdiby, Ceska Lipa und Grabstejn nach Zittau, wo er um 17.00 Uhr wie geplant seine Kundgebung abhält.

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